Spannungsbogen Eselsweg

Wenn es den Eselsweg durch den Spessart nicht schon gäbe, müsste man ihn
ziemlich genau so, wie er ist, anlegen. Die Eindrücke und Ausblicke, die einem
dieser 111 Kilometer lange Pfad bietet, wirken wie ein Gesamtkunstwerk. Der
Eselsweg – so wie er heute als Fernwanderweg angelegt und markiert ist –
führt in nord-südlicher Richtung von Schlüchtern nach Miltenberg an den
Main. Auf dem ersten Teil des Weges gibt es, neben den Waldpassagen, immer
wieder auch lichtdurchflutete, weite Ausblicke über Wiesen, Kuhweiden,
sanfte Hügel und Täler.
Im weiteren Verlauf werden die Wiesenflächen dann seltener und der
Eselsweg scheint immer tiefer in den Wald zu führen. Doch auch diese reinen Waldabschnitte präsentieren sich stets abwechslungsreich und farbenfroh. Der 

Spessart ist ein Mischwald – Buchen, Eichen, Kiefern, Fichten, Ahorn, Eschen
und andere Baumarten wechseln sich hier ab. Auch der Weg selbst bietet
Vielfalt: Mal geht man über einen geschotterter Weg, mal ist es ein schmaler
Trampelpfad, der sich durch eine grüne Moosfläche schlängelt. Nur eines ist
der Eselsweg nie: Monoton und gerade, wie mit dem Lineal gezogen.
Ab dem Echterspfahl werden die Streckenabschnitte, die ausschließlich durch
Wald führen, nochmals länger, und die Abstände zu den Ortschaften größer. Ist
der Wald vielleicht doch nicht so hell, wie man die meiste Zeit dachte? Doch
umso kontrastreicher und eindrücklicher wirkt dadurch das Finale, wenn der
Eselsweg aus dem Spessartwald hinaus und in die offene liebliche
Mainlandschaft führt. Mischwald, Wiesen, Mainlandschaft – der Eselsweg
verbindet diese Landschaftsformen und scheint sie zu einem Spannungsbogen
zusammenzufügen.